Interaktive Feedbackleistungen in der digitalen und avatargestützten Aphasietherapie

– eine Projektdarstellung und Fallanalyse

von Judith Pietschmann, Julia Werth, Josephin Voigt, Christoph Birke

 

Schlüsselwörter

Aphasie, Teletherapie, Avatar, therapeutische Interaktion, therapeutisches Feedback

Zusammenfassung

Dieser Beitrag gibt einen Einblick in ein aktuelles Forschungsprojekt zur Digitalisierung der Aphasietherapie, das die Entwicklung einer All-in-one-Lösung für das häusliche Üben (Eigentraining), den Live-Einsatz in der analogen Therapie und für die Tele-Therapie anstrebt. Kernidee ist die interaktive Rahmung durch einen virtuellen Übungsbegleiter einen Avatar. Zentraler Forschungsgegenstand sind die spezifischen kommunikativen Anforderungen, insbesondere die kommunikative ‘Funktionalität’ in Bezug auf Feedbackleistungen durch den Avatar, die sich aus dem digitalen Setting und der interaktiven Rahmung des Übungs- und Teletherapietools ergeben. Dazu wird exemplarisch eine sequenzielle Einzelfallanalyse einer Übungssequenz aus einer Aphasietherapie-Sitzung vorgestellt, die Formen und Funktionen therapeutischen Feedbacks in den Blick nimmt. Konkret geht es in der Ergebnisdarstellung und -interpretation um die mögliche Übertragung von Feedbackleistungen auf den Avatar und das digitale Setting.

 

Keywords

aphasia, teletherapy, avatar, therapeutic interaction, therapeutic feedback

Abstract

This article gives insight into a current research project on the digitalization of aphasia therapy. Its goal is to develop an app, which gives an all-in-one-solution for aphasia patients to home practice, to use in analogue therapy sessions and further to implement teletherapy. The project’s central idea for the app is the interactive framing by an avatar. The central object of research are the specific communicative requirements, especially the communicative functionality regarding feedback services provided by the avatar, resulting from the app’s digital setting and interactive framing. A sequential analysis of an analogue conversation in a speech therapy is presented, which looks at forms and functions of therapeutic feedback. Specifically, this article depicts possibilities of transferring forms of feedback onto the avatar and into the digital setting.

 
 

1 Einführung – Digitalisierung in der Sprachtherapie

Der demografische Wandel stellt die Gesundheitsversorgung in Deutschland derzeit vor große Herausforderungen: Eine wachsende Gesellschaftsgruppe älterer, therapie- und/oder pflegebedürftiger Menschen trifft auf den Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Pflegebranche. Diese in strukturschwachen Regionen besonders akute Situation betrifft auch den Bereich Sprachtherapie/Logopädie, und der Ruf nach digitalen Versorgungskonzepten wird auch hier immer lauter.

Dass die Digitalisierung in der sprachtherapeutischen Versorgung dringend notwendig ist, wird unter Corona-Bedingungen mehr als deutlich. Die Ergebnisse einer Online-Befragung zum Stand der Umsetzung von Teletherapie im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie (Bilda et al., 2020) belegen eine sehr hohe Akzeptanz bei den befragten Logopäd:innen. Demnach gilt für einen Großteil der Befragten die Teletherapie als das Versorgungsmodell der Zukunft.

„Akzeptanz und Offenheit für digitale Gesundheitsanwendungen in Form von Teletherapie sind bei den Gesundheitsberufen, PatientInnen und ReguliererInnen wie den Krankenkassen quasi über Nacht entstanden. Wir erleben den Beginn einer digitalen Transformation der Gesundheitsversorgung.“ (Bilda et al., 2020, S. 176).

Zugleich fordern Logopäd:innen und Sprachtherapeut:innen eine systematische Konzeption sprachtherapeutischer Teletherapie, bei der neben inhaltlichen Rahmenbedingungen v. a. auch technische und datenschutzrechtliche Anforderungen und Standards definiert und beschrieben werden (Bilda et al., 2020, S. 176; zum DSGV-konformen Datenschutz von Patienten- und Patientinnendaten siehe auch Jakob & Späth, 2021). Das digitale Angebot, insbesondere in Form von Apps und Softwareprogrammen, ist zwar inzwischen breit aufgestellt, jedoch von einer systematischen digitalen Versorgungskonzeption weit entfernt. Die Auswahl der Teletherapie- bzw. Konferenz-Software obliegt den Therapeut:innen (Bilda et al., 2020, S. 180). Hier gibt es bisher keine Standardlösung, die sowohl Datensicherheit gewährt und zugleich den technischen Anforderungen an das multimodale Therapiesetting gewachsen ist.

Mit dem Projekt Aphasietherapie digital – Entwicklung einer digitalen sprachtherapeutischen Versorgung (aphaDIGITAL) setzen wir an diesen und anderen Missständen der sprachtherapeutischen Versorgungssituation in Deutschland – insbesondere in Mitteldeutschland – an. Die von den eingangs zitierten Autor:innen beschriebene „digitale Transformation der Gesundheitsversorgung“ (Bilda et al., 2020, S. 176) scheint imstande, die im Bereich der Sprachtherapie grundlegenden Versorgungslücken zu schließen, unter denen Patient:innen und Therapeut:innen vielerorts leiden: Der allseits beklagte Fachkräftemangel, eine ausgesprochen schlechte Versorgungssituation gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen, Wartezeiten mit zu geringer Therapiefrequenz und die durch den demografischen Wandel stets steigende Zahl an Patienten und Patientinnen sind Defizite, welche die sprachtherapeutische Versorgung derzeit beschreiben (TDG, 2018, S. 11; Bilda, 2017a, S. 21; Bilda, 2017b, S. 84; Rupp, 2010, S. 63; Richter, 2015, S. 11).

Gerade im Bereich der neurologischen Störungen und insbesondere dem Störungsbild der Aphasie führen die genannten Faktoren mittel- und langfristig zu einer Gefährdung des Therapieerfolgs: Unzureichende Therapiefrequenz, belastende Fahrtwege (besonders in der Situation nach einem Schlaganfall) und das Verlassen des gewohnten häuslichen Umfelds sind nur einige der Faktoren, die sich erfolgskritisch auswirken (Bilda et al., 2020, S. 181–182).

Mit Blick auf das bestehende, zumeist therapieunterstützende digitale Angebot für die Aphasietherapie wird deutlich, dass dieses oft nur eingeschränkt-funktional und v. a. nicht ganzheitlich und den ICF-Kriterien (ICF – International Classification of Functioning, Disability an Health) gemäß konzipiert ist. Auch hier setzt das Projekt an, bei dem wir in einem ersten Schritt mit einem virtuellen Übungsbegleiter (Avatar) ein interaktives, digitales Übungssetting schaffen wollen. Im zweiten Schritt soll das digitale Übungssetting um eine Teletherapie-Komponente erweitert werden.

Im vorliegenden Beitrag zeigen wir an einem Fallbeispiel aus dem Bereich der Aphasietherapie anhand einer sequenziellen Gesprächsanalyse einer Übungssequenz, wie und mit welchen Mitteln (interaktiven Ressourcen) die Therapeutin im konkreten Fall ergebnisorientiertes und motivierendes Feedback gibt. Die Forschungsfrage lautet: Wie treten ergebnisorientiertes und motivierendes Feedback jeweils multimodal in Erscheinung, und welche dieser Erscheinungsformen lassen sich auf den Avatar oder das digitale Setting übertragen?

Wir nähern uns diesem Untersuchungsgegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven. Zusammengeführt werden dabei die sprachtherapeutisch-klinische Expertise mit der Perspektive von Gesprächsforscher:innen mit sprechwissenschaftlicher Schwerpunktsetzung als auch die erfahrungsbasierte Perspektive der logopädisch-/sprachtherapeutischen Praxisarbeit.

Im Artikel folgt zunächst (Kap. 2) eine Einordnung und Darstellung des Forschungsprojektes aphaDIGITAL. Das interaktive Setting ist die Kernidee des Projektansatzes und zwingt zu einer theoretischen Auseinandersetzung und Konzeption interaktiver ‘Kompetenzen’, mit denen der Avatar als virtueller Übungsbegleiter ausgestattet werden soll (Kap. 3). Dabei wird insbesondere das Feedback als ein zentraler Bestandteil therapeutischer Kompetenz herausgegriffen und näher beleuchtet. Im vierten Kapitel zeigen wir anhand einer gesprächsanalytisch-sequenziellen Fallanalyse zweier kurzer Interaktionssequenzen, wie wir uns empirisch der Bestimmung und Beschreibung interaktiver Kompetenzen, insbesondere der Feedbackleistungen zu nähern versuchen. Den Abschluss des Artikels bildet die Darstellung der Analyseergebnisse (Kap. 5) und ein Fazit zur Anwendung dieser Ergebnisse auf die Konzeption der interaktiven ‘Funktionen’ des Avatars (Kap. 6).

2 Forschungsprojekt aphaDIGITAL

Das Vorhaben Aphasietherapie digital (aphaDIGITAL) setzt als Forschungs- und Entwicklungs-Projekt an der prekären sprachtherapeutischen Versorgung v. a. in ländlichen Regionen an. Es ist eingebunden in das Modellprojekt Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG, o. D.) der Medizin und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als regionales Strukturwandelprogramm ist das TDG-Projekt am Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm WIR! (Wandel durch Innovation in der Region) angesiedelt (Innovation & Strukturwandel – WIR!, o. D.). Das Ziel des aphaDIGITAL-Projektes liegt in der flächendeckenden und hochfrequenten therapeutischen Versorgung innerhalb der TDG-Modellregion (TDG-Report 2018), die sich durch eine Verbesserung des Therapieerfolgs auch teilhabeförderlich auswirkt.

Das Projekt ist im November 2021 offiziell gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Neben der Sprechwissenschaft besteht das Projektteam aus Mitarbeiter:innen der Wirtschaftsinformatik der TH-Wildau (https://www.th-wildau.de/mathias-walther/), einem IT-Partner aus dem Bereich VR- und Multimedia-Design, der Swinging Lama UG (https://swinging-lama.de/) sowie aus Praxispartnern der Logopädie und Sprachtherapie, darunter auch die Logopädieschule des Universitätsklinikums in Halle (UKH).

2.1 Zielstellung

Das digitale Setting von aphaDIGITAL mit seinen Komponenten für das avatargestützte Eigentraining und die Teletherapie strebt eine All-in-one-Lösung an, die flächendeckend für die Aphasietherapie genutzt werden kann. Eine hochfrequente Übungsbehandlung ist nachgewiesenermaßen essenziell für den Therapieerfolg und fördert die kommunikative Teilhabe der Patient:innen. Die zu entwickelnden digitalen Therapielösungen sollen dazu beitragen, eine frühzeitige, bedarfsgerechte und individuelle sprachtherapeutische Versorgung zu gewährleisten und damit langfristig den Therapieerfolg zu sichern. Das Projektvorhaben beinhaltet folgende digitale Komponenten:

a) aphaTRIA: Entwicklung eines avatargestützten Übungsszenariums (App) via Tablet

b) aphaTHERA: Erweiterung der App um eine Tele-Therapiefunktion zur dezentralen Versorgung

Die Anleitung und Unterstützung bei der Übungsdurchführung durch einen Avatar bilden die Kernidee des Projektes. Der Avatar soll neben interaktiven auch minimal-therapeutische Funktionen (z. B. in Form von Anlauthilfen und Mundbild zur Unterstützung des Wortabrufes) übernehmen. Er führt interaktiv durch die Übungssessions und wird so zum virtuellen Übungsbegleiter. Bei der Durchführung der Aufgaben übernimmt er Rückmeldefunktionen und gibt wertschätzendes und motivierendes Feedback. Je nach Übungsverlauf soll er an die Patient:innen angepasste Vorschläge für die nächsten Übungen machen können. Die Daten zu Übungsfrequenz und -verlauf stehen als Patientenfeedback zur Verfügung und dienen Sprachtherapeut:innen zur Einschätzung des Therapieerfolges und zur Planung des weiteren Verlaufs. Therapeut:innen sind also stets eingebunden in das häusliche Üben, können Übungsstatistiken abrufen, Übungen und Übungsmaterial individuell zusammenstellen und so die Übungsinhalte und Schwierigkeitsstufen individuell anpassen. Die triadische Beziehung zwischen Patient:in, Therapeut:in und Avatar sichert eine therapeutisch begleitete Übungsumgebung. Die angestrebte Integration von KI (in Kombination aus Sprach- und Mimikerkennung) dient dem analytischen Feedback über die Qualität der Übung.

Mittels aphaTRIA sollen Patient:innen frühzeitig an die Hard- und Software herangeführt werden, um das tele-therapeutische Arbeiten via aphaTHERA anzubahnen und Hemmschwellen in Bezug auf Technikeinsatz abzubauen. Durch den direkten Kontakt per Videokonferenz wird die therapeutische Beziehung aufrechterhalten und findet eine Orientierung an den individuellen Bedürfnissen und Echtzeitreaktion statt (Bilda, 2017a, S. 22; Bilda, 2017b, S. 84; Wahl, 2018, S. 58–59; Huml, 2014, S. 11).

2.2 Forschungsgegenstände

Mit den hohen Anforderungen und Zielsetzungen in Bezug auf Funktionalität, KI-Technologie, Bedienbarkeit und Design, die sich aus der Störungsspezifik für die Konzeption des digitalen All-in-one-Tools ergeben, sind die Forschungsthemen und -aufgaben innerhalb des Projektes ausgesprochen breit aufgestellt und involvieren alle sprechwissenschaftlichen Teilbereiche. Neben dem App- und Übungsdesign liegt das Hauptaugenmerk in der Forschung v. a. in einer systematischen und empirisch fundierten Beschreibung des interaktiv-therapeutischen Handelns in der analogen Aphasietherapie und deren konzeptioneller Übertragung auf die digitale Übungsumgebung. Ziel ist es, das Interaktionsverhalten des virtuellen Übungsbegleiters entsprechend dieser Erkenntnisse zu modellieren. In der Gesamtschau befasst sich die Forschungsarbeit mit den nachfolgend skizzierten Forschungsgegenständen.

2.2.1 Interaktive Übungsumgebung, App- und Avatar-Design

An den Spezifika des Störungsbildes Aphasie, der Therapie sowie den grundlegenden ICF-Dimensionen ansetzend, müssen die spezifischen Anforderungen für die mediengestalterische, technische und inhaltlich-konzeptionelle Umsetzung der digitalen Lösungen definiert werden. Damit geraten Fragen nach der multimodalen Erfassung und Abbildung der Kommunikationsleistungen ebenso in den Blick wie Fragen nach der sprechrollen-angemessenen Avatar-Modellierung (z. B. in äußerer Erscheinung, der Stimme und Sprechweise und der interaktiven ‘Funktionalität’). Konkrete Fragestellungen betreffen hier z. B. die stimmliche und regiolektale Konfigurierbarkeit der Avatar-Stimme, die äußere Erscheinung oder das Geschlecht. Wie eine Studie von Rieke (2013, zitiert nach Malchus, 2015) zum Einsatz von Robotern in der Therapie neurologischer Störungen zeigt, favorisieren insbesondere (männliche) Patienten den Einsatz eines mit weiblichen Features ausgestatten Roboters (Malchus, 2015, S. 91). Inwieweit sich diese Befunde auch auf das digitale Setting und das Avatar-Modell übertragen lassen, muss in entsprechenden Untersuchungen geklärt werden.

2.2.2 Interaktionstheoretische Konzeption von Avatar und Übungssetting

Zentraler Forschungsgegenstand ist die interaktionstheoretisch begründete Konzeption und Modellierung des virtuellen Übungssettings samt -begleitung. Dies betrifft zum einen die interaktive Rahmung der gesamten Übungssitzung, zum anderen die Rahmung jeder einzelnen Übung. Ausgehend von der therapeutischen Arbeitsweise im klassischen Therapiesetting müssen Anforderungen an das digitale Übungsszenarium definiert werden. Die interaktionstheoretische Konzeption, Modellierung und Funktionalität des Avatars muss hinsichtlich rollenadäquater, sprachtherapeutischer, pragmatischer und phatischer Funktionen und Anforderungen erfolgen und auch motivationale Aspekte bei der Übungsdurchführung in den Blick nehmen. Zentral sind hier u. a. Fragen nach den unterschiedlichen Formen und Funktionen von Feedback und wertschätzend-motivationalen Kommunikationsweisen im therapeutischen Handlungskontext, die auf das digitale Setting übertragen werden können (Kap. 4).

2.2.3 Übungskonzeption und -material, Hilfestufen und Lösungspfade

Einen weiteren Gegenstand der Projektarbeit stellt die inhaltlich-konzeptionelle Umsetzung der Therapiebausteine dar. Dies beinhaltet die Übungskonzeption in Bezug auf Aufgabenformate, Aufgabenstellungen, Zusammenstellung von Aufgabenkomplexen und Storyboards mit Zielstrukturen, Anforderungs- und Hilfestufen sowie Lösungspfaden für alle Sprachmodalitäten (Rezeption und Produktion: Lesen, Hörverstehen, Schreiben und Sprechen). Zugleich muss das digitale Übungsmaterial erstellt werden. Hier sind insbesondere die Hilfs- und Unterstützungsfunktionen des virtuellen Übungsbegleiters zu planen und einzuspeisen. Das heißt, das mimische und sprachliche Material inklusive der Artikulationsbewegungen für die Anlauthilfen müssen per Motioncapturing abgenommen werden. Darüber hinaus sind spielerische und motivationsfördernde Elemente in die Übungskonzeption einzubauen (Gamification), die Anreiz-, Belohnungs- und Kontrollfunktionen angemessen abbilden und in motivierender Weise zusammenwirken.

Die Übungskonzeption für das digitale Szenario erfolgt in einem iterativen Test- und Evaluationsprozess, in den (angehende) Therapeut:innen und Logopäd:innen, Patient:innen und Angehörige eingebunden sind (Leinweber & Schulz, 2019, S. 36–39)

2.2.4 Training der KI-Spracherkennung

Einen weiteren Forschungsschwerpunkt des Projektes markiert die Integration der KI-Komponenten als Grundlage für die automatisierte Evaluation von Sprachproduktionsleistungen. Für die Erkennung der mündlichen Produktionsebene (z. B. bei Benennübungen) muss die Spracherkennungskomponente nicht nur auf den Trainingswortschatz, sondern v. a. auf die Aussprachebesonderheiten der Patient:innen trainiert werden, um verlässliche Erkennungsraten generieren zu können. Durch sprechwissenschaftlich-phonetische, d. h. kombiniert auditiv-akustische Analysen und Annotationen soll ein Trainingskorpus als Grundlage für das Maschinen-Lernen erstellt werden. Darüber hinaus soll das Potenzial KI-basierter Mundbild- und Mimikerkennung auf die Verbesserung der Spracherkennung an Testdaten evaluiert werden und auch in Bezug auf die Feedbackleistungen der virtuellen Übungsbegleitung hin untersucht werden. Gerade in Bezug auf Mimikry-basiertes Feedback durch den Avatar, bei dem die Feedbackreaktion immer kongruent zu der Aktion des/der Patient/-in ist (Malchus, 2015, S. 88), ist eine valide Mimikerkennung auch bei eingeschränkter mimischer Aktivität (z. B. bei Hemiparesen) eine wichtige Grundlage. Orientiert man sich an zwei- oder dreidimensionalen Emotionsmodellen, wie dem Geneva Emotion Wheel (GEW) (Bänziger et al., 2012; Scherer, 2005), steht hier eine valide Erkennung der emotionalen Valenz-Dimension im Fokus.

2.2.5 Feldtestung und therapeutische Evaluation

Weitere Aspekte der Projektarbeit sind der Praxistransfer und die Testung sowie Evaluation der digitalen Anwendung durch alle Anwendergruppen (Logopäd:innen, Sprachtherapeut:innen, Patient:innen und Angehörige). Die Testphase soll in kontrollierten Versuchs- und Kontrollgruppenvergleichen durchgeführt werden und bestenfalls den Evidenznachweis zur Anerkennung und Zertifizierung der App als digitale Anwendung (DiGA) über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erbringen. Im Prüfverfahren muss die App den hohen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Datenschutz, Datensicherheit und medizinischen Nutzen bzw. Verbesserung medizinischer Verfahrens- und Versorgungsstrukturen gerecht werden. Wie Untersuchungen technologischer Entwicklungen und Produkte im Bereich der Sprachtherapie zeigen, ist eine frühe Einbindung der relevanten Nutzergruppen in den Entwicklungsprozess v. a. unter dem Aspekt der Usability für die erfolgreiche Produktentwicklung unbedingt notwendig (Leinweber & Schulz, 2019).

3 Therapeutische Interaktionskompetenzen

Gemäß den zuvor skizzierten Forschungsgegenständen des Projektes wird im Folgenden beispielhaft ein Aspekt aus dem Themenkomplex Interaktionstheoretische Konzeption von Avatar und Übungssetting (s. o.) herausgegriffen und theoretisch-konzeptionell sowie empirisch-analytisch näher betrachtet. Es geht um Formen und Funktionen von Feedback in der sprachtherapeutischen Interaktion und deren mögliche Übertragung auf das digitale Szenarium. Dabei gerät zunächst die Frage in den Blick, warum wir uns vom Kommunikationsbegriff ab- und dem Interaktionsbegriff zuwenden. Nach dieser begrifflichen Verortung werden zentrale Interaktionskompetenzen in der Sprach- und Aphasietherapie dargestellt. Auf die Bedeutung von Feedback als zentrale kommunikative Praktik in der Therapie wird im Anschluss näher eingegangen.

Kapitel vier nimmt dann eine exemplarische Analyse zu Formen und Funktionen von Feedback in einer konkreten Therapiesituation vor. Diese Falldarstellung soll hier v. a. das methodische Vorgehen bei der Analyse der Interaktionsleistungen, konkret der Feedbackleistungen, im therapeutischen Setting nachzeichnen. Die Ergebnisse und Überlegungen zur Übertragbarkeit auf das digitale Übungsszenarium und die Avatar-Interaktion (Kap. 5 und 6) sind daher als erste Ideen, nicht aber als gesicherte Ergebnisse mit breiter empirischer Datenbasis zu betrachten.

3.1 Kommunikation und Interaktion – zwei Perspektiven auf einen Gegenstand

Das sprachtherapeutische Behandlungsparadigma hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Partizipation, aktive Mitbeteiligung und Einbezug von Patient:innen in den Therapieprozess sind Maximen des therapeutischen Handelns und spiegeln sich u. a. in der Anwendung der ICF, Clinical Reasoning und Shared Decision Making wider (Lange, 2012, S. 13–14). Insofern erscheint es sinnvoll und sogar notwendig, den Interaktionsbegriff stärker im sprachtherapeutischen Handlungsfeld zu etablieren.

In der sprechwissenschaftlichen Tradition steht der Kommunikationsbegriff bis heute zentral. Dies gilt nicht nur für die v. a. durch Hellmut Geißner begründete Rhetorik (rhetorische Kommunikation), sondern auch für die anderen Bereiche des Faches (sprechkünstlerische Kommunikation, therapeutische Kommunikation). Beide Begriffe, Interaktion und Kommunikation, weisen eine große gemeinsame Schnittmenge auf und fallen – jedoch mit jeweils anderem Fokus – grundsätzlich zusammen (Schmidt, 2018). Während der Kommunikationsbegriff die dem Einzelakt zugeschriebene Mitteilungsabsicht und die damit verbundene Zeichenverwendung zentral setzt, fokussiert der Interaktionsbegriff das, was auf der Ebene der Wahrnehmung zwischen zwei oder mehreren Akteuren passiert und dabei der Koordination von Verhalten bzw. konkreten Sprechhandlungen dient (Schmidt, 2018, S. 17). Das Aufeinander-Bezug-Nehmen in (Sprech-)Handlungen steht hierbei im Kern des begrifflichen Konzeptes. So wird das, was in wechselseitiger Orientierung ‘zwischen’ den Handlungen passiert und der Koordination von Verhalten dient, zentral gesetzt.

„Im Kern des Interaktionsbegriffs ist die wechselseitige Aufeinander-Bezogenheit von Handlungen. Im Fokus ist, was zwischen (Inter-) Handlungen (-aktionen) geschieht und damit der Prozess, der entsteht, wenn Handlungen sich aufeinander beziehen.“ (Schmidt, 2018, S. 17)

Beides, intentionale Sprach- bzw. Zeichenverwendung (gedankliche Ko-Orientierung im Konzept von Kommunikation) und die Wechselseitigkeit in Wahrnehmung und Ausrichtung (körperlich-zeichenhafte Orientierung und Koordination in der Interaktion) fallen in Gesprächen zusammen. Insofern ist die Schnittmenge von Kommunikation und Interaktion eine gemeinsame. Differenz ist jeweils der Fokus auf die ‘Leistungen’ dieses gemeinsam hergestellten und aufeinander orientierten Austausches.

Da der Kommunikationsbegriff die gemeinsame (aber auch individuelle) Zielorientierung, d. h. das Einwirken auf andere durch die Vermittlung von Informationen in den Mittelpunkt der Konzeption rückt, steht er als Abbild des sprechwissenschaftlichen Selbst- und Gegenstandsverständnisses zentral in der Fachterminologie. In dieser Lesart findet ein wirkungsvoll-intentionaler, Zweck-Mittel-orientierter und wechselseitig gerichteter Austausch nicht nur im Felde des Rhetorischen, sondern auch allen anderen sprechwissenschaftlichen Teilbereichen statt, eben auch in der therapeutischen Kommunikation. Für die Abbildung der in Kap. 2.2 dargestellten Forschungsgegenstände und der damit verbundenen Forschungsfragen scheint jedoch der Interaktionsbegriff besser geeignet. Die Gründe, die für die Zuwendung zum Interaktionsbegriff sprechen, seien hier kurz benannt:

  • Die (vermutlich gemeinsame) Intention scheint im analogen, v. a. aber im digitalen Übungssetting vergleichsweise festgeschrieben. Therapeut:in, (sein/ihr) Avatar und Patient:in wollen gemeinsam üben, um Fortschritte zu erzielen, die die kommunikative Teilhabe der Patient:innen ermöglicht und fördert. Damit ist das ‘Wozu’ bzw. die kommunikative Absicht auch durch das digitale Setting mit Aufgabenformaten und Übungen gesetzt und bedarf keiner Aushandlung oder Schwerpunktsetzung, wie es der Kommunikationsbegriff nahelegt.

  • Der Avatar muss mit grundlegenden multimodalen Funktionen ausgestattet werden, die nicht nur (Sprech-)Rollen- und Setting-adäquat zu bestimmen sind, sondern die zugleich einen Bezug zu den Sprachproduktionsleistungen der Patient:innen herstellen lassen und auf diese, so gut als möglich, zugeschnitten sind. Damit rückt das, was auf der Oberfläche der Wahrnehmung ‘zwischen’ Patient:in, Tablet und Avatar passiert, in den Fokus. Insbesondere hierin zeigt sich die Nähe zum Interaktionsbegriff, der im Folgenden Verwendung findet.

3.2 Therapeutische Kompetenzen und Grundhaltung – ein Kurzüberblick

Die Anforderungen an Therapeut:innen und deren kommunikative Kompetenzen sind vielfältig. Zusätzlich zur Fachkompetenz ist es wichtig, dass sie zugleich auch als „Beraterin, Zuhörerin und unterstützende, motivierende Begleiterin im Gesundungsprozess von Patienten“ (Herter-Ehlers, 2020, S. 8) agieren. Die Fähigkeit zu einer effektiven Kommunikation und zu psychosozialer Empathie ist dabei kein angeborenes Talent, sondern muss erlernt werden (Dehn-Hindenberg, 2008, S. 59).

Die sprachtherapeutische Interaktion umfasst zunächst zwei grundlegende Kompetenzbereiche (Lange, 2012, S.13): Zum einen werden konkrete Übungen und Maßnahmen durchgeführt, die der Linderung der Symptome von Patient:innen dienen sollen. Zum anderen ist die Prozessbegleitung ein grundlegender Aspekt sprachtherapeutischen Arbeitens. Prozessbegleitung meint z. B. die Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung, die Beratung von Angehörigen, die Vermittlung therapierelevanter Informationen, therapeutisches Ratgeben, Anleitungen für das häusliche Üben und vieles andere mehr. In beiden Bereichen ist die Qualität der Interaktion zwischen Therapeut:in und Patient:in von zentraler Bedeutung für die Bewältigung der Beeinträchtigung und beeinflusst den Therapieerfolg maßgeblich (Dehn-Hindenberg, 2010, S. 19). Damit rücken neben der Sach- und Methodenkompetenz von Therapeut:innen (Eckert, 2006, S. 91; Homburg & Lüdtke, 2003, S. 146) auch die kommunikativen und sozial-emotionalen Kompetenzen in den Fokus (Homburg & Lüdtke, 2003; Herter-Ehlers, 2020). Die kommunikativen Kompetenzen von Therapeut:innen werden in der Aphasietherapie auf besondere Weise beansprucht, da Kommunikation hier sowohl Gegenstand der Therapie selbst ist und darüber hinaus auch zur Vermittlung von Therapieinhalten und Zielen dient (Herter-Ehlers, 2020, S. 24).

Als Gütekriterien der Interaktionsqualität und damit grundlegend für den Therapieerfolg gelten in sozial-emotionaler Dimension die folgenden Aspekte (Sachse, 2016; Tuschy-Nitsch & Spiecker-Henke, 2014; Eckert, 2006; Büttner & Quindel, 2005; Lüdtke, 2004; Homburg & Lüdtke, 2003):

  • angemessener Umgang mit Nähe und Distanz, Symmetrie und Asymmetrie in der therapeutischen Beziehung,

  • Kongruenz im Ausdrucksverhalten der Therapeut:innen

  • emotionale Qualität der Beziehungsebene, die u. a. durch gegenseitige Akzeptanz geprägt sein sollte, interaktiv hergestellt wird und insbesondere das subjektive Wohlempfinden der Patient:innen beeinflusst,

  • offen-verstehende, wertungsfreie Grundhaltung,

  • therapeutische Grundhaltung: Echtheit, Empathie, Akzeptanz,

  • Empathie und emotionales Verstehen.

Die hier angesprochene emotionale Kompetenz schließt die Fähigkeiten ein, Emotionen der Patient:innen zu erkennen, darauf empathisch zu reagieren und eigene Emotionen multimodal ausdrücken zu können, und ist grundlegend für den Beziehungsaufbau (vgl. Homburg & Lüdtke, 2003). Therapeut:innen benötigen daher ein großes Repertoire kommunikativer Strategien, um Störungen auf der Beziehungsebene zu bemerken und daraus ggf. resultierende Konflikte zu lösen. Eine ausgeprägte Empathiefähigkeit sowie die Bereitschaft und Kompetenz, die emotionale Verfasstheit von Patient:innen angemessen interaktiv zu bearbeiten, muss in der therapeutischen Gesprächspraxis in konkrete Empathieangebote (s. u.) münden. Erst damit erlangt das Empathievermögen der Behandelnden den Stand einer kommunikativ-emotionalen Kompetenz, die aktiv in den Gesprächs- und Therapieprozess eingesteuert werden kann.

Das Aufzeigen des Anerkennens der emotionalen Situation des Gegenübers und der Bereitschaft zur weiteren Thematisierung dessen kann also als Darstellung von Empathie interpretiert werden. Dieses Erkennen der Notwendigkeit des interaktionalen Be- bzw. Aushandelns der emotionalen Situation des Anderen wird von Pfänder/Gülich (2013) auch als ‘Empathieangebot’ beschrieben. (Kupetz, 2015, S. 34-35)

Die Abbildung kommunikativer Kompetenzen führt in der Literatur häufig zur Darstellung konkreter Techniken der Gesprächsführung (Büttner & Quindel, 2005), die aber z. T. wenig spezifisch zugeschnitten scheinen. ‘Paraphrasieren’ und ‘Nachfragen’ oder das ‘Stellen offener Fragen’ zählen wohl eher zu den allgemeinen Standards in der therapeutischen Interaktion und markieren noch keine spezifisch sprachtherapeutischen Kompetenzen, schon gar nicht im Umgang mit Aphasiker:innen. Im Rahmen der Projektarbeit wurde daher eine breit angelegte Befragung durchgeführt, die erhebt, welchen Stellenwert Sprachtherapeut:innen und Logopäd:innen selbst den verschiedenen Aspekten kommunikativer Kompetenzen in der Aphasietherapie einräumen (Einhorn, 2021). Erhoben wurden die drei Kategorien (Einhorn, 2021, S. 94–100):

  1. Kommunikation mit Patient:innen

  2. Beziehungsgestaltung

  3. Therapeut:innen-Patient:innen-Beziehung

Innerhalb jeder dieser Kategorien wurden konkrete Strategien und Gesprächstechniken nach deren Relevanz abgefragt. Hintergrund der Untersuchung ist die Übertragung grundlegender interaktiver Funktionen, die speziell auf das Störungsbild der Aphasie zugeschnitten sind, auf den Avatar. Die Befragten (n=123) gaben die folgenden Items als außerordentlich bedeutsam in der Aphasietherapie an (Einhorn, 2021, S. 94–100):

  • Geduld, Warten auf die Antwort bzw. lange Pausen für die Antwort lassen,

  • Wiederholen von Wörtern und Äußerungen bei Verständnisproblemen sowie aktive Verständnissicherung,

  • einfache, kurze und anschauliche Formulierungen,

  • Blickkontakt sowie aktive Nutzung von Mimik, Gestik und Betonung, deutliches Mundbild,

  • positives Feedback.

Neben diesen sehr konkreten kommunikativen Strategien lässt sich allerdings fragen, welche Indikatoren auf übergeordneter Ebene kommunikative Kompetenz anzeigen. Auf diese Frage liefert die Untersuchung von Einhorn (2021) keine Antwort. Die Literaturlage zeichnet hier v. a. folgendes Bild (z. B. Sachse, 2016; Tuschy-Nitsch & Spiecker-Henke, 2014; Eckert, 2006; Büttner & Quindel, 2005; Lüdtke, 2004; Homburg & Ludtke, 2003):

  • Zuhören, Verständnissicherung und kommunikative Rückkopplung,

  • Initiieren, Anleiten von Aufgaben und Übungen und deren interaktive Bearbeitung im Therapieverlauf,

  • Initiierung von Dialogen, Spontangesprächen und -äußerungen,

  • Sicherung und Förderung der Gesprächsbereitschaft trotz eingeschränkter Ausdrucksmöglichkeiten der Patient:innen,

  • Finden einer gemeinsamen Sprachebene und Adressatenzuschnitt,

  • Konfliktmanagement und Metakommunikation,

  • explizite Kooperativität (siehe dazu auch Fiehler, 1999),

  • motivierendes, imageschonendes Feedback.

Formen und Funktionen von Feedback in der therapeutischen Interaktion werden in den weiteren Ausführungen vertiefend betrachtet, da die Rückmeldung durch den/die Therapeut:in eine entscheidende Rolle für den Lernfortschritt spielt (Schmidt et al., 2014, S. 181).

3.3 Feedback in der sprachtherapeutischen Interaktion

Rückmeldungen übernehmen in der therapeutischen Interaktion ganz unterschiedliche Funktionen. Diese reichen von der einfachen Ergebnisbestätigung oder Korrektur über Motivation und Lob bis hin zum komplexen Ausdruck von Empathie. Mit dieser Funktionsbreite ist zugleich das Spannungsfeld umrissen, das Feedbackprozesse im Allgemeinen und in der therapeutischen Interaktion im Besonderen kennzeichnet: Konstruktion und Destruktion. Das Geben von Rückmeldungen (als Methode, als didaktische Intervention, als therapeutische Hilfestellung usw.) bewegt sich zwischen den Polen ‘Bewerten’ und ‘Beraten’ (Lange, 2021, S. 93-96) bzw. für die Sprachtherapie treffender zwischen ‘Bewerten’ und ‘Motivieren’ oder ‘Ermutigen’.

Ebenso vielfältig wie die Funktionen sind die Formen von Feedback. Geißner (1998) beschreibt Feedback als einen allgemeinen kommunikativen Vorgang der Rückmeldung, der nicht zwangsläufig verbal sein muss (S. 16). Dies legt eine multimodale Perspektive, wie sie in der in diesem Artikel dargestellten exemplarischen Analyse von Feedback-Handlungen eingenommen wird, fast zwangsläufig zugrunde. Gerade im Kontext der therapeutischen Interaktion und mit Bezug auf den Forschungs- und Entwicklungsgegenstand des aphaDIGITAL-Projektes ist die multimodale Erfassung und Beschreibung von Feedbackleistungen von grundlegender Bedeutung. Schließlich soll der/die virtuelle Übungsbegleiter:in angemessen Rückmeldungen auf die Übungsleistungen der Patient:innen geben können, und dies nicht eindimensional verbal, sondern nach Möglichkeit auf allen zur Verfügung stehenden (Animations-)Ebenen. Eine Studie von Hegel et al. (2006) zu digitalem Feedback durch Roboter legt beispielsweise nahe, dass die Anpassung der Mimik (mimicry) an die wahrgenommenen Emotionen (Freude, Angst, Neutralität) einen großen Effekt auf die Akzeptanz und Annahmebereitschaft der Proband:innen hat. Die Roboter mit mimicry wurden insgesamt als sensibler und adäquater wahrgenommen als jene mit neutralem Gesichtsausdruck (Hegel et al., 2006, S. 56–59). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die Untersuchungen von Kühnlenz et al. (2018) und Malchus et al. (2019). Letztere kommen zu dem Schluss:

„Es ist also davon auszugehen, dass verbale und mimische Äusserungen eines Roboters als Feedback einen Einfluss auf das Verhalten der Gesprächspartner haben.“ (Malchus et al., 2019, S. 16).

Im Folgenden werden zunächst die unterschiedlichen Formen von Feedback, die im therapeutischen Kontext Anwendung finden, vorgestellt (Kap. 3.3.1). Diese Klassifikation hilft, die in der Analyse gefundenen Rückmeldeleistungen einzuordnen und ggf. um weitere Formen zu ergänzen. Da der Analysefokus im Fallbeispiel insbesondere auf Erscheinungsformen des ergebnisorientierten Feedbacks liegt, wird dies in Kapitel 3.3.2 vertiefend dargestellt.

3.3.1 Formen von Feedback im therapeutischen Kontext

Feedback in der Sprach- und Aphasietherapie soll Patient:innen „orientieren und an das zu erreichende Ziel heranführen“ (Ritterfeld & Hastall, 2017, S. 52). Es soll aber auch in allen Facetten motivieren, z. B. durch Ermuntern, Aufheitern und Ermutigen. So wird im therapeutischen Kontext grundsätzlich zwischen korrektivem, motivierendem und ergebnisorientiertem Feedback unterschieden. Korrektives Feedback ist ein fester methodischer Bestandteil sprachtherapeutischen Arbeitens und wird v. a. in der Kindersprachtherapie in Anlehnung an Dannenbauer (2002) auch als sprachliche Modellierungstechnik bezeichnet, die aktiv zur Sprachförderung eingesetzt wird. Dabei werden die Äußerungen in korrekter Weise wiederholt (korrektives Feedback) und ggf. als Sprachangebot erweitert (Expansion).

„Eingepasst in den Kontext gemeinsamen Tuns und mit direktem Sachbezug wird die Zielstruktur [...] mit erhöhter Frequenz und deutlicher Betonung immer wieder in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.“ (Dannenbauer, 2002, S. 152)

Diese Modellierungstechniken sind an den natürlichen Spracherwerb angelehnt und nehmen die Interaktionen zwischen Kind und Bezugsperson als Grundlage. Auch in der Aphasietherapie wird korrektives Feedback als methodisches Prinzip angewendet und ist ein alltägliches Werkzeug, das jedoch meist eher unsystematisch eingesetzt wird (Schmidt et al., 2014, S. 181).

Als motivierendes Feedback können all diejenigen sprachlichen Handlungen begriffen werden, die vorwiegend auf der phatischen Interaktionsebene der (Wieder-)Herstellung, Sicherung und Förderung von Kooperation und Beteiligungsbereitschaft dienen.

Ergebnisorientiertes Feedback bezeichnen Schmidt et al. (2014)

„als eine externe Rückmeldung (in diesem Fall durch die Therapeutin) auf eine Reaktion oder Antwort eines Lernenden (hier: des*r Patienten*in) [...], die zu einem Lernfortschritt führen soll“ (S. 181).

Dies macht eine Abgrenzung zwischen Feedback und Hilfestellung als zweierlei sprachtherapeutische Praktiken notwendig. Für den vorliegenden Untersuchungskontext erscheint eine Abgrenzung sinnvoll, die als ergebnisorientiertes Feedback solche Interaktionsleistungen versteht, die

a) deutlich als eine orientierende Rückmeldung auf eine konkrete Übungsleistung zu verstehen sind,

b) anzeigen, dass die Zielstruktur noch nicht (richtig) oder aber korrekt produziert wurde,

c) keine konkreten Hilfeleistungen darstellen, wie die Vorgabe des Mundbildes, Anlauthilfe usw.

Mit Blick auf die hier beschriebenen unterschiedlichen Feedback-Formen und deren Übertragung auf ein digitales Übungssetting für die interaktiven Funktionen des Avatars ist grundsätzlich zu bedenken, dass insbesondere die Form des korrektiven Feedbacks zunächst eine (fehlerfreie) Erkennung der fehlerhaft produzierten Zielstruktur voraussetzt. Dazu müssen innerhalb der Zielstruktur die Fehlerquellen korrekt identifiziert werden, damit darauf aufbauend eine produktive Korrektur vorgenommen werden kann. Das heißt, die Spracherkennung muss so gut trainiert sein, dass sie die Fehlerquellen einer Zielstruktur auch bei eingeschränkter Artikulationsfähigkeit der Patient:innen eindeutig ausmachen kann. Inwieweit korrektives Feedback KI-basiert künftig möglich sein wird, darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur mutmaßen. Sicher ist aber, dass es dafür einer sehr breiten Trainingsdatenbank bedarf, die allerdings erst generiert werden muss. Voraussetzung für die Erhebung dieser Daten ist der Prototyp der App, über den im Übungseinsatz die Sprachproduktionsleistungen der Patient:innen erhoben werden können. Es erscheint daher sinnvoll, den Fokus zunächst auf mögliche Elementarfunktionen von Feedback im digitalen Kontext zu setzen und damit Formen des ergebnisorientierten und motivierenden Feedbacks in den Blick zu nehmen.

3.3.2 Ergebnisorientiertes und motivierendes Feedback

Überträgt man das Prinzip des Scaffolding auf den Kontext der Sprach- und Aphasietherapie, dann geht es in der therapeutischen Interaktion v. a. darum, mithilfe von geeigneten Instruktionen und Rückmeldungen (Feedback) eine Optimierung von Lernprozessen anzustoßen (Ritterfeld & Hastall, 2017, S. 50–56). Feedback hat also allem voran eine Orientierungsfunktion, wobei auch motivationale Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Dies gilt insbesondere für die Aphasietherapie, bei der Patient:innen mitunter unter enormem Erfolgs- und Leidensdruck stehen, da die kommunikative Teilhabe durch die aphasische Erkrankung mitunter empfindlich eingeschränkt ist.

Ergebnisorientiertes Feedback übernimmt hier eine solch orientierende Funktion und kann qualitativer oder quantitativer Natur sein. Quantitatives Feedback meldet beispielsweise den erreichten Anteil des festgelegten Zieles zurück und ist gerade in digitalen Übungskontexten technisch mitunter sehr gut mess- und abbildbar. Qualitatives Feedback kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen, z. B. auf Fortschritte, Entscheidungsangemessenheit, Richtigkeitsbreite oder den Unterstützungsbedarf (Ritterfeld & Hastall, 2017, S. 52–53). Mit Blick auf digitale Übungsumgebungen arbeiten die Autoren folgende Vorteile technikbasierten Feedbacks (gegenüber dialogischem Feedback durch Therapeut:innen) heraus: Die Reaktion basiert auf statistischen Berechnungen, und es besteht die Möglichkeit der graphischen Visualisierung von (Lern-)Prozessen. Zudem kann die Technik sofort auf sich verändernde oder entwickelnde Leistungen von Patient:innen reagieren und das Lernniveau optimal anpassen. Wichtig ist jedoch, dass technikbasiertes Feedback immer spezifisch und kongruent erfolgt. Das heißt, Lernende müssen das Feedback eindeutig auf ein bestimmtes Verhalten beziehen können (Ritterfeld & Hastall, 2017, S. 53).

Unter motivationalen Aspekten wird empfohlen, in der Therapiedurchführung korrekte Äußerungen unverzüglich mit positivem Feedback und Lob zu markieren sowie unspezifische Fehler, die innerhalb oder außerhalb der Übungsstruktur auftreten, nicht zurückzumelden. Lobend-motivationales Feedback kann in der sozialen Interaktion zudem präzisiert werden und bietet die Möglichkeit, ggf. Fehler und alternative Lösungsstrategien zu diskutieren.

Die nachfolgende Analyse fokussiert beide Formen von Feedback unter der grundlegenden Fragestellung: Wie treten ergebnisorientiertes und motivierendes Feedback jeweils multimodal in Erscheinung und welche dieser Erscheinungsformen lassen sich auf den Avatar oder das digitale Setting übertragen?

4 Exemplarische Sequenzanalyse – Übung ‘Wortpaare’

Die nachfolgende Analyse zeigt anhand zweier kurzer Sequenzen einer sprachtherapeutischen Behandlungseinheit, in welchen unterschiedlichen Formen Feedback multimodal in der Aphasietherapie in Erscheinung tritt und wie diese Feedbackleistungen Einfluss auf die weitere Interaktion und die Lösungsversuche des Patienten nehmen. Diese Darstellung soll dabei in erster Linie den rekonstruktiv-analytischen Ansatz verdeutlichen, dem wir im Rahmen des Projektes folgen, und die gesprächsanalytische Vorgehensweise nachzeichnen. Eine breite datenbasierte, systematische und umfassende Erfassung von Feedbackleistungen im Aphasie-therapeutischen Kontext wird Gegenstand der zukünftigen Projektarbeit sein. Dies schließt auch die grundlegende Frage um die Datenakquise und -erhebung ein, denn es bedarf Aufzeichnungen authentischer Übungseinheiten, die wohl in mehrfacher Hinsicht ‘heikel’ zu erheben sind.

Um jedoch einen ersten analytischen Zugriff unternehmen zu können, haben wir zunächst auf im Internet zugängliches (v. a. über die Suche bei Youtube) Datenmaterial zurückgegriffen. In zwei MA-Lehrveranstaltungen ‘Gesprächsforschung – Anwendungen’, die in den Sommersemestern 2020 und 2021 durchgeführt wurden, haben wir dazu über Youtube zugängliche Aufzeichnungen verschiedener Therapie- und Übungseinheiten einer Logopädin mit einem Aphasie-Patienten herangezogen und diese unter verschiedenen Aspekten gesprächsanalytisch untersucht. Dabei rückte neben der Darstellung von Empathie und Kooperativität auch die Analyse motivierenden und erfolgsorientierten Feedbacks in den Fokus der Analyse.

4.1 Korpus

Der hier exemplarisch im Fokus stehende Videomitschnitt ist betitelt als ‘Kognitives Training in der Logopädie bei Aphasie – Übung Wortpaare’ (Logopädie Antje Wolf, 2020), wurde am 14.04.2020 über die Videoplattform YouTube online gestellt und ist seitdem öffentlich zugänglich. Interaktionsformat ist ein Therapiegespräch. Grob ist es in zwei Abschnitte untergliedert: Während zuerst Übungen im Format Wortpaare ergänzen durchgeführt werden, indem Redewendungen vom Patienten vervollständigt werden sollen, werden im zweiten Teil des Videos die Bedeutungen der Redewendungen geklärt.

Die Beteiligten an dem Gespräch sind somit die Therapeutin und der Aphasiepatient. Zu Beginn der kurzen Sequenz erklärt die Therapeutin dem Patienten die Aufgabenstellung und weist darauf hin, dass ihm derartige Übungen bereits bekannt seien und er weder zu lesen noch zu schreiben brauche. Nach und nach werden dann die verschiedenen Wortpaare erarbeitet. Die Therapeutin liest dabei den ersten Teil des Wortpaares vor und der Patient soll dieses dann mündlich vervollständigen. Gelingt ihm dies nicht, gibt die Therapeutin Hilfestellung. In der Mitte des Videomitschnitts kommt es zu einem Zwischengespräch, bei dem die Therapeutin zu einem bestimmten Wortpaar die Bedeutung erfragt. Dies könnte dem therapeutischen Zweck dienen, innerhalb der Übung ein Spontangespräch anzuregen. Danach soll der Patient noch einmal die Begriffe wiederholen, die in der Übung benannt wurden. Auch hier gibt die Therapeutin Hilfestellung. Am Ende der Übungseinheit wird eine Bewegungsübung zur Lockerung durchgeführt.

Das (Aufnahme-)Setting ist für eine Therapiesituation eher ungewöhnlich: Beide Personen sitzen frontal vor der Kamera und werden bis auf Brusthöhe gefilmt. Die Therapeutin macht nebenbei Notizen und ist somit insgesamt sehr frontal ausgerichtet. Dennoch sucht sie häufig Blickkontakt zum Patienten, wendet sich von der Kamera ab und seitlich dem Patienten zu. Die Aufnahme wurde im privaten Raum gemacht. Im Hintergrund sind Küchenzeile und Wanduhr sichtbar.

Die Dauer des Videos beträgt 8:03 Minuten. Angesichts der Tatsache, dass eine Therapieeinheit meist 30 bis 45 Minuten andauert, ist davon auszugehen, dass das Video nur einen Ausschnitt einer Therapiesitzung präsentiert und der Darstellung einer ausgewählten Übung dient.

4.2 Methode

Methodisch folgen wir den bei Deppermann (2008) beschriebenen Grundprinzipien der konversationsanalytisch fundierten ‘Gesprächsanalyse’. Im Kern steht die Sequenzanalyse. Grundlage hierfür ist eine intensive analytische Arbeit mit der Aufnahme und dem zugehörigen verbalen und visuellen Transkript (Deppermann, 2008, S. 53). Die nachfolgend dargestellte sequenzielle Detailanalyse basiert auf zwei Gesprächsausschnitten, in denen die Therapeutin Feedback gibt und die somit ‘typische’ sprachtherapeutische Gesprächs-/Feedbackpraktiken in der Aphasietherapie veranschaulichen. Kennzeichnend für die mikroskopische Sequenzanalyse ist die Perspektive auf den Gesprächsprozess. Gesprächsaktivitäten und Äußerungen werden nicht isoliert, sondern in ihrer relationalen (Folge-)Bedeutung betrachtet.

Das Sequenzialitätsprinzip bedeutet für den Gesprächsanalytiker, daß [sic] er sich stets auf einer Höhe mit den Gesprächsteilnehmern bewegt und nicht vorgreift, um Früheres durch Späteres zu erklären, da dieses den Gesprächsbeteiligten im Moment ihres Handelns auch nicht als Interpretationshilfe zur Verfügung steht [...]. (Deppermann, 2008, S. 54)

Von analytischem Interesse ist dabei die Frage, welche

„Handlungs- und Interpretationsoptionen den Interaktanten in einem Gesprächsmoment offenstanden und wie mit diesen Möglichkeiten im weiteren Verlauf verfahren wird“ (Deppermann, 2008, S. 54).

Die bei Deppermann beschriebenen Analysegesichtspunkte folgen diesem übergeordneten Sequenzialitätsprinzip und sind auch für die vorliegende Analyse handlungsleitend.

Bei der Auswahl der Sequenzen wurde nach Paarsequenzen im Sinne einer feedbackauslösenden Aktivität und der entsprechenden Rückmeldung gesucht. Ausgangspunkt waren also Lösungsangebote zu einer Übung durch den Patienten und die Rückmeldeaktivität der Therapeutin auf das erfolgte Lösungsangebot sowie die nachfolgende Reaktion des Patienten als Reaktion auf das Feedback.

Von den Sequenzen wurden Verbaltranskripte in Anlehnung an Selting et al. (2009) nach GAT2 als Basistranskripte angefertigt. Die multimodale Analyse differenziert Mimik, Gestik, Blick sowie Körperausrichtung/Haltung. Dazu wurde das Verbaltranskript um entsprechende Informationen auf den genannten Ebenen ergänzt. Die Darstellung der Analyseergebnisse erfolgt anhand von Screenshots mit entsprechender Referenz im Transkript.

4.3 Sequenzielle Analyse

Für die Analyse wurde die Videosequenz von Min. 03:50 bis Min. 04:29 gewählt. Darin soll die Redewendung zwischen Tür und Angel vervollständigt werden. Im Vorlauf der Sequenz erklärt und veranschaulicht die Therapeutin das grundlegende Prinzip der Übung und erarbeitet mit dem Patienten ein erstes Beispiel (mit Sang und Klang), dem weitere Wortpaare folgen, die gemeinsam erarbeitet werden. Bei Schwierigkeiten bietet die Therapeutin Anlauthilfen an oder gibt Hinweise auf das gesuchte Wort, indem sie beispielsweise die Wortpaare in einen semantischen Kontext einbettet. Bei einem Wortpaar schlägt sie in den Lösungen nach (in Schnee und Eis) und gibt dem Patienten mimisch und gestisch Hinweise. An dieser Stelle macht sie außerdem transparent, dass auch sie bei diesem Wortpaar Unsicherheiten bei der Lösungsfindung bzw. dem Lösungswort hatte. Darüber hinaus gibt sie ihm noch einmal den Hinweis, dass das gesuchte Wort dem vorgegebenen im Klang ähneln muss, damit es sich dabei wirklich um ein Wortpaar handelt. Daran knüpft die erste ausgewählte Sequenz in Minute 03:50 an. Wie sich zeigt, stellt diese Redewendung eine kommunikative Herausforderung für den Patienten dar und er wählt zunächst ein nichtsprachliches Lösungsangebot. Die Therapeutin geht in dieser Sequenz auf das para- und nonverbale Handeln des Patienten ein. Insbesondere Tempo, Pausen und Melodie sind darin auffällig, aber auch die Wortwahl der Therapeutin und die Strategie der Anlauthilfe, sodass die Vervollständigung der Redewendung gelingt.

4.3.1 Sequenz I – Handgeste und Einwortäußerung als erstes Lösungsangebot

Bei der hier durchgeführten Übung ‘Wortpaare’ werden die Äußerungen des Patienten in lexikalisch-semantischer Dimension an einem Erwartungshorizont gemessen, der von einem hohen Automatisierungsgrad von Sprichwörtern ausgeht und daher beispielsweise semantische Paraphrasien als nicht gültige Antworten klassifiziert. Die Vervollständigung bzw. der Lösungsversuch wird hier also trennscharf als gültig oder nicht gültig für die Aufgabenbewältigung gewertet.

01 T zwischen TÜR und -|
((wendet Kopf und Blick beim Sprechen seitlich P zu))

Fig. 1

Gesprächssequenz I beginnt mit der elliptischen Vorgabe des zu vervollständigenden Sprichwortes zwischen TÜR und -| durch die Therapeutin [Seg. 01]. Dabei wendet sie sich dem Patienten lächelnd zu, die Lippen sind leicht geöffnet, sie schaut ihn an und sucht Blickkontakt (Fig. 1). Diese körperliche Zuwendung und insbesondere der freundliche Gesichtsausdruck mit den leicht geöffneten Lippen lassen eine Art Erwartungshaltung erkennen. Zwar handelt es sich hierbei nicht um eine Feedbackleistung im o. g. Sinn, dennoch lässt sich an der offenen, gespannten und freundlichen Haltung der Therapeutin eine Zuwendung erkennen, welche die Lösungsfindung des Patienten wohl unterstützen und motivieren soll.


02 P (4.27) ((schaut nach oben)) ((Handbewegung mit links,
Griffstellung, öffnend))
((schmatzt)) äh:m ((Handgeste mit links, Greifhaltung, öffnend))

Fig. 2

03 P (0.98)
04 P [TÜ:R-| ]
((reduzierte Handgeste mit links, Griffstellung, öffnend))
05 T ((schr[eibt etwa]s auf)) (9.28)

Nach einer Pause von 4,2 Sek. und suchender Blickbewegung (schaut nach oben) [Seg. 02] bietet der Patient eine Geste als Lösungsversuch zur Vervollständigung des Wortpaares an. Er führt eine Handgeste mit Fingern in Griffstellung aus, bei der der linke Arm eine öffnende Bewegung vom Körper weg ausführt (Fig. 2). Darauf folgt eine weitere ca. 1 Sek. lange Pause [Seg. 3], der Zögerungslaut äh:m, die Wiederholung der ausgeführten Handgeste und schließlich die Einwortäußerung (EWÄ TÜ:R-| in Segment 4. Diese Wiederholung des Nomens Tür aus der Aufgabenstruktur kann als nicht gültige Lösung klassifiziert werden. Der Produktion der EWÄ folgt ein weiteres Mal die bereits ausgeführte öffnende Hand- und Armgeste, jedoch in reduzierter Form [Seg. 4].

Die Therapeutin folgt in diesem Gesprächsschritt zunächst der Ausführung der Handgeste, wendet dann den Blick ab und notiert etwas in ihren Unterlagen. Es findet also eine Aufmerksamkeitsverschiebung vermutlich zugunsten der Dokumentation dieses nichtsprachlichen Lösungsversuches statt. Die beschriebene EWÄ des Patienten (s. o.) fällt in diese Dokumentationsphase [Seg. 4 und 5]. Dem in Kap. 4.2 beschriebenen Vorgehen folgend kann dieses erste Lösungsangebot des Patienten (Zeigegeste und EWÄ) als potenziell Feedback auslösend betrachtet werden. Auffällig ist, dass zunächst keine explizite Feedbackleistung durch die Therapeutin erfolgt, denn sie unterbricht ihre Schreibaktivität nicht und so entsteht eine vergleichsweise lange Pause [Seg. 5] von insgesamt 9,2 Sek. Wie die theoretischen Ausführungen zu ergebnisorientiertem und motivationalem Feedback (Kap. 3.3.2) zeigen, sollen korrekte Äußerungen unverzüglich mit Lob und positivem Feedback honoriert werden. Das Ausbleiben von Bestätigung bzw. Lob und auch das Fortführen der Schreibtätigkeit durch die Therapeutin kann in dieser Sequenz dennoch eine Art Orientierungs- und damit Feedbackfunktion übernehmen, weil die bei richtiger Lösung erwartbare Reaktion ausbleibt. Diese Interpretation wäre zumindest zutreffend, wenn korrekte Lösungsversuche durch die Therapeutin typischerweise (unverzüglich) mit Lob honoriert würden und diese Reaktion für den Patienten damit potenziell erwartbar wäre. Die Reaktion des Patienten lässt dies auch ablesen, denn er wartet die lange Schreibpause der Therapeutin ab, wobei sein Blick in dem Raum vor seiner Körpermitte ruht, wo er zuvor die Zeigegeste ausgeführt hat.

06 T °h ((hörbare nasale Einatmung)) hm::: -
((Blick nach oben mit hochgezogenen Augenbrauen))

Fig. 3

Fig. 4

Nach dieser (Schreib-)Pause findet erneut eine Aufmerksamkeitsverschiebung zurück zum Patienten und der Übung statt. Diese wird körperlich daran deutlich, dass die Therapeutin die (nach vorn gerichtete) Schreibposition verlässt, sich zurücklehnt und dem Patienten leicht seitlich zuwendet, ohne sich ihm jedoch richtig zuzuwenden. Dabei legt sie den Kopf leicht in den Nacken und ihr Blick geht nach oben [Seg. 6]. Begleitet wird diese veränderte Ausrichtung durch das lang gedehnte Häsitationspartikel hm::: -mit auffallender Schwebeintonation. Das Abbild des Grundfrequenzverlaufs im Oszillogramm (Fig. 4) zeigt, dass das Partikel auf nahezu gleicher Tonhöhe realisiert wird (s. o. 203,5 Hz – entspricht einem Ton zwischen gis und a in der kleinen Oktave). Auditiv wirkt dieses ‘mhh’ – zumindest in der Tendenz – gesummt, wofür v. a. die gleichbleibende Tonhöhe und die gerade Kontur verantwortlich zeichnen. Die deutlich markierte progrediente Intonationskontur in Kombination mit dem nach oben gewandtem Kopf und Blick an die Decke kann in diesem Gesprächsschritt Unterschiedliches anzeigen – z. B. Nachdenken oder Überlegen. Mit Initiierung dieser neuen Gesprächsaktion (und Haltungswechsel) fixiert der Patient mit seinem Blick wieder die Therapeutin, folgt ihrer Körperbewegung mit seinem Blick und öffnet die Lippen leicht.

4.3.2 Sequenz II – Modifikation der Aufgabenstellung durch Wechsel der Modalität

Im weiteren Verlauf der Interaktion geht die Therapeutin auf das initiale nichtsprachliche Lösungsangebot des Patienten und dessen Handgeste ein und bittet ihn, diese Geste erneut auszuführen. Diese Aufforderung ist nicht nur eine Bitte um Wiederholung des ersten Lösungsangebotes, sondern stellt zugleich eine Modifikation der Aufgabenstellung dar. Nach der gefüllten Pause [Seg. 06 s. o. Sequenz I] richtet die Therapeutin ihren Blick auf die Hand, mit der der Patient die unterstützende Geste seiner Antwort durchgeführt hat. Dabei runzelt sie die Stirn (Fig. 5) und es ist nicht ganz klar, worauf sich dieses Stirnrunzeln bezieht.

07 T ZEIG mir ma nochma was du grade jezeigt hast.||

Fig. 5

Möglicherweise zeigt dies einen Deutungsversuch der Handgeste an, eine Interpretation, die der weitere Interaktionsverlauf durchaus nahelegt (s. u.). Das Anzeigen von Nachdenken ist hier aber ebenso plausibel als mögliche Erklärung für das Stirnrunzeln. Damit reagiert sie also zunächst mit einem mimischen Signal auf das Lösungsangebot. Diese mimisch begleitete Äußerung ZEIG mir ma nochma was du grade jezeigt hast.|| [Seg. 07] mit der erneuten Vorgabe der Zielstruktur [s. u. Seg. 08] schafft für den Patienten einen Interpretationsrahmen, der anzeigt, dass sein Lösungsangebot (noch) nicht korrekt ist, da positives Feedback ausbleibt, das Lösungspotenzial aber bereits erkannt bzw. ein Lösungsweg gefunden scheint. In dieser Lesart modifiziert das mimisch gestützte Feedback die Übungsanforderung für den Patienten. Er soll nicht mehr nur verbal das Wortpaar ergänzen, sondern kann alternativ seine eigene Handbewegung zur Deblockierung nutzen. Das Feedback erlangt hier eine Doppelfunktion, da die Handgeste als multimodale Stimulation einbezogen wird. Die Therapeutin nutzt die Mimik folglich, um den Patienten zu motivieren, seinem Ansatz zur Aufgabenbewältigung zu folgen.


07 T ZEIG mir ma nochma was du grade jezeigt hast.||
08 =zwischn TÜR [un]-|
09 P [tü] TÜR tür.||

Fig. 6

10 T ha?

Fig. 7

11 P ((wiederholt Handgeste)) ngiep

12 (2.7)

13 ((wiederholt Handgeste)) ngie:p

Der Patient kommt nun dieser Aufforderung nach und wiederholt seine zuvor ausgeführte Handgeste mit der EWÄ ‘Tür’ [Seg. 09]. Zudem erweitert er im Verlauf sein Lösungsangebot und bietet in der analysierten Sequenz wiederkehrend onomatopoetische Äußerungen an. Das Quietschgeräusch in [Seg. 11] und [Seg. 13] wird in Kombination mit der bereits bekannten Handgeste angeboten, die ebenfalls sinnkonstituierend für die onomatopoetische Äußerung wirkt.

Die Therapeutin kommentiert zunächst die EWÄ in Segment 10 mit dem Rückmeldesignal ha? [Seg. 10] in leicht aufsteigendem Melodieverlauf (Fig. 7), begleitet von minimalem Kopfnicken. Auch hier nutzt sie multimodale Ressourcen, die vermutlich die Lösungsfindung unterstützen und motivieren sollen. Dadurch macht sie ihren Aufmerksamkeitsfokus, der auf dem Patienten liegt, deutlich und zeigt emotionale Beteiligung. Beides sind Faktoren, die als motivierend gewertet werden können. Die vom Patienten gewählten EWÄ, Gesten und onomatopoetischen Strukturen dienen in variierender Form und mit unterschiedlicher Gültigkeit der Aufgabenbewältigung der Sprichwortvervollständigung.

Im weiteren Verlauf der Übungssequenz kommt der Patient in Minute 4,22 schließlich zur gültigen Lösung [s. u. Seg. 16].

14 T und wie heißt der SPRUCH?|=
15 T =zwischn TÜR und -
16 T a
17 P ANGel.
18 T jeNAU;

Die Therapeutin wechselt mit der Frage in Segment 14 erneut die Modalität für die Lösung und zeigt an, dass die Zielstruktur verbal ergänzt werden soll. Unterstützend gibt sie die Aufgabenstruktur in schnellem Anschluss vor [Seg. 15] und gibt eine Anlauthilfe [Seg. 16]. Die unverzügliche Bestätigung der korrekten Lösung, so wie es im Kontext therapeutischen Feedbacks zu erwarten ist, erfolgt dann gewissermaßen in ‘Reinform’ in Segment 18 mit jeNAU;. Begleitet wird die verbale Bestätigung durch leichtes Kopfnicken, wobei sich die Therapeutin vom Patienten abwendet und erneut etwas aufzuschreiben beginnt – vermutlich das korrekte Zielwort. Insgesamt zeigt sich in dieser Sequenz auf phonetischer Ebene eine regionale Färbung (Berliner Dialekt) der Therapeutin.

19 T hast du mir grad die ANGel [je-]zeigt da?
20 P [mh ]
21 P mh hier((zeigt nach links)) [ANGel ]
22 T [wie die] AUFgeht?

Die Sequenz endet mit einer Rückversicherung in Bezug auf die Interpretation der Handgeste, die die Therapeutin initiiert. Diese ist wohl auch als Beziehungsarbeit zu klassifizieren, bestätigt v. a. aber die vom Patienten genutzten Ressourcen des Zeigens und Lautmalens.

5 Analyseergebnisse

Die Ergebnisse der oben illustrierten Analyse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Rückmeldung bzw. das Feedback dient in erster Linie der Orientierungsfunktion auf dem Weg der Wort- bzw. Lösungsfindung und nimmt dabei insbesondere die vom Patienten angebotenen lösungsfördernden Modalitäten in den Blick. Damit erweitert sich der analytische Blick und auch das Verständnis von Feedback grundlegend. Feedbackleistungen sind in dieser Lesart nicht ausschließlich als verbale Aktivitäten zu klassifizieren und an die typischerweise auftretenden Sprechhandlungen wie Loben, Bestätigen, (Be-)Werten usw. gebunden. Im therapeutischen Kontext dehnt sich der Feedbackbegriff, so wie es die Analyse gezeigt hat, eher in Richtung back-channel-behavior, v. a. aber in eine multimodale Betrachtung von Rückmeldeleistungen. Damit erfolgt das Feedback in erster Linie implizit, also nicht durch bewertende Verbalisierungen, sondern körperlich, mimisch, prosodisch und durch die Modifikation der Übung.

Aus der Analyse des therapeutischen Handelns und des impliziten Feedbacks in den beiden Sequenzen wird deutlich, dass lange Pausen (Dokumentieren und Überlegen), ein körperliches Anzeigen von erwartungsvoller Spannung und mimisches Feedback Patient:innen non-verbal dazu anregen kann, nach individuellen Lösungs- und ggf. Deblockierungsstrategien zu suchen und ein neues Lösungsangebot zu machen. Die genutzten multimodalen Feedbackkanäle der analysierten Therapiesituation können in eine körperliche, pragmatische wie prosodische Ebene untergliedert werden. Auf körperlicher Ebene ist eine Zuwendung mit erhöhter Körperspannung zu beobachten sowie Blickkontakt, Lächeln und einem leicht geöffneten Mund. Auf pragmatischer Ebene zeigen sich das Bitten um Wiederholung, die Modifikation der Aufgabenstellung zugunsten des Lösungsansatzes des Patienten, Aufmerksamkeitsverschiebung (etwas aufschreiben) bei ungültiger Antwort und bei richtiger Antwort eine unverzügliche Bestätigung. Begleitet wird dies durch die prosodische Ebene, auf der sich z. T. lange Pausen mit gedehnten Häsitationspartikeln in Schwebeintonation finden lassen, sowie eine Synchronisation der Turnlängen, Pausen und der Sprechmelodie (Birke & Werth, 2020, S. 13). Des Weiteren fallen in den Gesprächssequenzen phonetische Abweichungen von der Standardaussprache auf: Die Therapeutin spricht mit dialektaler Färbung, was durch einen geteilten regionalen Bezug bspw. Nähe zum Patienten herstellen kann.

Das Zeigen eines Aufmerksamkeitsfokus und der emotionalen Beteiligung der Therapeutin wurde in dieser Analyse als motivierender Faktor und implizites Feedback gewertet. Jene Merkmalsbündel sind jedoch nicht zweifelsfrei als Feedback zu kategorisieren, sondern können aufgrund der sich überschneidenden Beschreibungsebenen auch aus der Perspektive empathischen Handelns betrachtet werden. Eine interaktionslinguistische Perspektive auf Empathie zeigt bspw., dass Ressourcen zur Darstellung von Empathie im Zusammenspiel mehrerer Ebenen auftreten. Dies sind verbale Ressourcen (u. a. Fragenstellen), prosodisch-phonetische und kinetische Ressourcen zur affektorientierten Darstellung von Mitgefühl oder verstehensorientiertem Verständnis sowie mimische, haptische und kinetische Ressourcen (Kupetz, 2015, S. 56–59). Es erscheint in Anbetracht der Analyse kaum möglich, eine trennscharfe Differenzierung zwischen Empathie und Feedback vorzunehmen. Der therapeutische Kontext fordert womöglich eine Überschneidung jener Ebenen geradezu heraus, sodass emotionales und therapeutisches Feedback an dieser Stelle als Expertenhandeln gewertet werden kann, was ein fallanalytisches Vorgehen bei der Analyse dieses Handelns, wie im vorliegenden Fall nachgezeichnet, plausibel macht.

6 Fazit

Der Bedarf an digitalen Versorgungskonzepten ist nicht nur pandemiebedingt, sondern v. a. als Folge politischer Entscheidungen der zurückliegenden Jahre enorm. Ob die allseits geforderte Digitalisierung und der damit verbundene Hype imstande sind, diese gesellschaftlich-strukturellen Herausforderungen zu lösen, sollte grundsätzlich zur Debatte stehen.

Der Ansatz, dem wir mit dem aphaDIGITAL-Projekt folgen, besteht keinesfalls darin, leibhafte, ko-präsente Therapie oder gar die Therapeut*innen selbst ersetzen zu wollen und so die durch den Fachkräftemangel klaffende Versorgungslücke zu schließen. Ein solches Ansinnen widerspricht dem therapeutischen Grundverständnis zutiefst: Die therapeutische Beziehung ist die stärkste Einflussgröße für den Therapieerfolg und somit bestimmen die Beziehungsebene und die Interaktionsqualität den Erfolg der Therapie (Schneeberger, 2018, S. 15). In unserem Verständnis leistet das Projekt einen Beitrag, um Brücken zu bauen, damit Patient:innen geholfen werden kann. Damit verbindet sich die grundsätzliche Fragestellung nach Einsatzgebieten, Potenzialen und Grenzen digitaler Angebote und Versorgungskonzepte. Ein Potenzial sehen wir in der interaktiven Rahmung und Übungsbegleitung durch den Avatar und den hohen Grad an Individualisierbarkeit der Übungsumgebung (und des -materials). Zu diesem Zweck wird sich unsere Forschungsarbeit zentral der Frage widmen, wie sich (analog) therapeutisches Handeln und die damit verbundenen multimodalen Ressourcen digital und durch den Avatar abbilden lassen.

Die Anforderungen an die Modellierung der digitalen Übungsumgebung und des Avatars sind ausgesprochen komplex. Die Analyseergebnisse münden in der grundlegenden Fragestellung, wie ein Avatar im therapeutischen Setting modelliert werden kann, mit welchen Features und kommunikativen Skills er ausgestattet werden muss und wie ‘menschlich’ er agieren und erscheinen sollte. Effekte, wie der von MacDorman (2006) beschriebene Uncanny-Valley-Effekt (Gruselgraben, der sich auftut, wenn Avatare zu menschlich aussehen oder agieren), sind dabei ebenso ins Kalkül zu ziehen wie die in der Literatur beschriebenen positiven Effekte digitaler Übungsszenarien (z. B. niedrigere Antworthemmschwellen durch Wegfall der therapeutischen Bewertung) (Rademacher, 2009, S. 166–171).

Welche konkreten Schlüsse lassen sich an dieser Stelle aus der hier dargestellten Analyse ziehen?

Zu modellierende Feedbackelemente könnten sein:

  • nach Aufgabenstellung: körperliche Zuwendung, Aufrichtung bzw. Spannung, motivierendes Lächeln, leicht geöffneter Mund, Blickkontakt (bis zur Turnübernahme und Lösungsangebot) als eine Ausdrucksform freudig-gespannten Abwartens,

  • zur Anzeige des ‘Nachdenkens/Überlegens’, um ggf. KI-Verarbeitungszeiten längerer Äußerungen zu überbrücken: Pausen machen, dabei ist der Kopf leicht in den Nacken gelegt, der Blick ist nach oben gerichtet, die Augenbrauen leicht nach oben gezogen, Rückmeldepartikel hm mit progredienter Intonation,

  • bei Ausbleiben einer Antwort/ungültigem Lösungsangebot: Wechsel von körperlicher Zu- und Abwendung (Zuwendung zur Motivation, Abwendung kann ggf. zu einem Herabsetzen der Hemmschwelle führen).

Ob und mit welchem therapeutischen Effekt sich die Ansätze zu den o. g. Feedback-Funktionen im digitalen Setting umsetzen lassen, muss letztlich im therapeutischen Einsatz evaluiert werden. Evaluationsstudien markieren eine der bei Jaecks et al. (2020) grundlegend formulierten Forderungen für die digitale Sprachtherapie. Die Feldtestung und therapeutische Evaluation soll im Rahmen des Projektes in Kooperation mit verschiedenen regionalen sprachtherapeutischen Praxispartnern, lokalen Reha- und Therapiezentren und der Fachrichtung Logopädie am Universitätsklinikum Halle (UKH) durchgeführt werden.

Die Beschäftigung mit dem Untersuchungsgegenstand wirft für künftige Analysen auch die Frage nach einer trennscharfen Differenzierung zwischen den Konzepten von Feedback und Empathie auf. Auffällig ist, dass Empathie und Feedback im therapeutischen Expertenhandeln häufig über mulitmodales back-channel-behaviour dargestellt werden. In der Interaktionsforschung werden bspw. vier interaktionssemantische Basisdimensionen als Teilaktivitäten benannt, die die Darstellung emotionaler Beteiligung konstituieren: Evaluieren, Intensivieren, Subjektivieren und Veranschaulichen (Deppermann, 2004, S. 86; Drescher, 2003, S. 96). Auch diese Phänomene können oberflächennah analysiert und für die Modellierung des Avatars zurate gezogen werden. Analytisch in den Blick genommen werden sollten darüber hinaus nach Kupetz (2015, S. 56–59) auch Verständnisäußerungen sowie verbale, prosodisch-phonetische, mimische und proxemische Ressourcen der Empathiedarstellung.

Literatur

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Bilda, K., Dörr, F., Urban, K. & Tschuschke, B. (2020). Digitale logopädische Therapie. Ergebnisse einer Befragung zum aktuellen Ist-Stand aus der Sicht von LogopädInnen. Logos 28(3), 176–183.

Bilda, K. (2017a). Potenziale und Barrieren. In K. Bilda, J. Mühlhaus & U. Ritterfeld (Hrsg.), Neue Technologien in der Sprachtherapie (S. 20–34). Thieme.

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 Anhang

Folgesequenz nach den analysierten Sequenzen

Segment Nr. Sprecher Wortlaut

Teil 2
4:15
00017 Therapeutin ((guckt ihn an))
00018 und wie heißt der SPRUCH?|=
00019 =zwischn TÜR und (-) a
00020 P ANGel
00021 T jeNAU
00022 hast du mir grad die ANGel [je-]
00023 P [mh ]
00024 T zeigt da
00025 P ((nickt))
00026 mh hier((zeigt nach links)) [ANGel ]
00027 T [wie die] AUFgeht
00028 P ((nickt)) <<zustimmend>> mh;||
00029 T ((nickt))(.) <<zustimmend>> mh?||

 

Autorinnen

Judith Pietschmann

Judith Pietschmann, Dipl.-Sprechwissenschaftlerin, studierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und promovierte 2017 im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Optimierung der Gesprächsinteraktion im telefonischen Kundendienst. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Sprechwissenschaft und Phonetik der MLU lehrt und forscht sie in den Schwerpunktbereichen rhetorische Kommunikation, Sprechwirkungsforschung und therapeutische Interaktion. Derzeit ist sie verantwortlich im Drittmittelprojekt AphaDIGITAL (Leitung: Prof. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann) tätig, welches einen Beitrag zur Digitalisierung der Aphasietherapie unter sprechwissenschaftlicher Prämisse leistet.
Postanschrift: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften, Sprechwissenschaft und Phonetik, Emil-Abderhalden-Str. 26-27, D-06108 Halle (Saale)
E-Mail: judith.pietschmann@sprechwiss.uni-halle.de

 

© Julia Werth

Julia Werth

Julia Werth ist Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin nach Schlaffhorst-Andersen und Sprechwissenschaftlerin (B.A.). An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Drittmittelprojekt AphaDIGITAL. Derzeit beendet sie das Masterstudium Sprechwissenschaft an der MLU mit ihrer Abschlussarbeit „Entwicklung phonetischer und rhetorischer Kompetenzen Deutschlernender“. Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin, BA Sprechwissenschaft

Postanschrift: CJD Schule Schlaffhorst-Andersen, Bornstraße 20,
31542 Bad Nenndorf
E-Mail: julia.werth@hotmail.de

 

© Josephin Voigt

Josephin Voigt

Josephin Voigt absolvierte 2014 die Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopädin. Sie studierte weiterführend den Bachelorstudiengang Sprechwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), indem sie am Drittmittelprojekt AphaDIGITAL mitwirkte. Derzeit befi ndet sie sich im Masterstudium der Sprechwissenschaft an der MLU und ist als Logopädin selbstständig tätig.

Josephin Voigt, BA Sprechwissenschaft
Postanschrift: Logopädie Voigt, Schadowstraße 1, D-04177 Leipzig
E-Mail: josephin.voigt@googlemail.com

 

© Christoph Birke

 

Christoph Birke

Christoph Birke ist B.Sc. Patholinguistik. Seit 2019 studiert er im Masterstudiengang Sprechwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Neben dem Studium arbeitete er als studentische Hilfskraft im BabyLAB der Universität Potsdam (Leitung: Prof. Dr. Barbara Höhle) und im Projekt AphaDIGITAL an der MLU. Neben dem Studium bietet er semiprofessionellen Theatergruppen Sprecherziehung an, moderiert bei Radio Corax e.V. Podcasts „Seenotrettung“ und spricht für den MDR „Nachrichten in Leichter Sprache“.

Christoph Birke, B.Sc. Patholinguist Interdisziplinäres Therapiezentrum Halle (Nord),
Trothaer Straße 102-103, D-061118 Halle (Saale)
E-Mail: birkechristoph@gmail.com

 

Kontakt

„Sprechen & Kommunikation – Zeitschrift für Sprechwissenschaft“ wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung e. V.

www.dgss.de

Erschienen am: 23.09.2022

 
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